Erfindung und Geschichte der Wasserwaage

Die Wasserwaage ist ein elementares Werkzeug im Baualltag und nicht mehr wegzudenken. Sie hilft uns dabei Gegenstände und Bauobjekte vertikal, horizontal oder in einer bestimmten Neigung auszurichten. Da sich Flüssigkeiten in Ruhe stets plan zur Erde ausrichten, wurde Wasser bereits im Altertum zur Landvermessung und zum Ausrichten von Gegenständen verwendet. Schätzungen ergeben dass die ersten Wasserwaagen rund 500 vor Christus zum Einsatz kamen. Wenn auch nicht in der Form wie wir sie heute kennen.

Bereits die alten Ägypter nutzten Wassergräben rund um die Pyramidengrundplatte, um eine ebene Fläche auszuheben. Dazu wurden die im Rechteck angeordneten Gräben mit Wasser gefüllt. Die Erde im innen liegenden Rechteck wurde anschließend bis zur Wasserlinie ausgehoben. Mit diesem recht simplen, aber doch effektiven Verfahren konnte eine Genauigkeit von zwei Zentimetern erreicht werden. Rund um die Pyramiden gibt es nach wie vor ungelöste Rätsel zum Thema Bau- und Vermessungstechniken. Die Präzision und Geschwindigkeit, mit welcher sie vor 4500 Jahren gebaut wurden, stellt die Wissenschaft immer wieder vor neue Fragen. Spannende Theorien dazu finden Sie auf der Webseite von Herrn Eckart Unterberger.

Wassergraben

Mit Wasser gefüllter Graben

 

Römer und Griechen

Im antiken Griechenland und im alten Rom nutzte man hingegen vorwiegend Setzwaagen und Chorobaten, die mithilfe von Loten ausgerichtet wurden. Dabei galt die zu prüfende Fläche dann als waagerecht, wenn die Lotspitze auf eine im Leistendreieck mittig angebrachte Markierung zeigte. Sie konnte nur für Messungen in der Horizontalen verwendet werden. Das pendelnde Senkblei war dabei jedoch sehr windanfällig. Daher konnte die Setzwaage dementsprechend bei stürmischem Wetter nicht verwendet werden. Forschungen ergaben das die Setzwaage auch bei den Baumeistern der Pyramiden ein beliebtes Messinstrument war. Sie wurde im Fachhandel sogar noch bin Anfang des 20. Jahrhunderts verkauft.

Setzwaage

Setzwaage

 

Der Chorobates kam besonders im antiken Rom zum Einsatz und wurde auch als Messbalken bezeichnet. Er ist die frühe Form eines Nivelliergerätes und wurde hauptsächlich zum vermessen des Höhenunterschiedes von zwei Punkten eingesetzt. Dementsprechend kam er besonders beim Bau von Tunneln, Brücken und Wasserleitungen zum Einsatz. Er wurde fast ausschließlich aus Holz gefertigt und besteht aus einem ca. 6 Meter langen Richtscheit. An den äußeren Enden sind gleichmäßig gefertigte Schenkel im 90 Grad Winkel befestigt. Um die Konstruktion zu stabilisieren und das Lot mit Strichmarken auszurichten, wurden schräge Streben mit Richtscheit und vertikalem Schenkel verbunden. Der Aufbau ähnelt, seitlich betrachtet, einem Tisch sehr. In der Mitte befindet sich eine Wasserrinne. Diese war vollständig mit Wasser gefüllt und hatte die Funktion einer Wasserwaage. Sie diente dazu den Chorobates horizontal eben auszurichten. Ob sogenannte Visiere zum Ausrichten von entfernten Objekten benutzt wurden, ist bisher umstritten (siehe unter – Wikipedia Gerätebeschreibung). Weitere Infos zum Chorobates finden Sie auch auf der Webseite vom Freundeskreis-Römerkanal.

 

Erste Modelle der Wasserwaage

Bis die erste Wasserwaage, ähnlich der Form, wie wir sie heute kennen, erfunden wurde, sollten noch mehrere Jahrhunderte vergehen. Die erste Erwähnung der zur Wasserwaage gehörenden Libelle ist Mitte des 16. Jahrhunderts in Guillaume Rondelets „L’histoire entière des poissons“ zu finden. In dem Werk schlägt der französische Naturforscher den Namen „Libelle“ für das heute unter dieser Bezeichnung bekannte Insekt vor. Interessant ist, dass Rondelet das Tier nicht nur mit dem Hammerhai (Gattung Libella) und seiner typischen T-Form vergleicht, sondern auch einen Bezug zu einem Vermessungsgerät von Architekten herstellt, welches offenbar einer Wasserwaage entspricht. Leider ist keine genaue Beschreibung vorhanden. Diese liefert erst Melchisédech Thévenot etwa hundert Jahre später. So gilt heute das Jahr 1661 als Geburtsjahr der Wasserwaage. Thévenot beschreibt ein bananenförmiges, mit Wasser gefülltes Röhrchen, in dem eine Luftblase eingeschlossen ist. Die Kontruktion galt jedoch als recht komplex im Gebrauch. Heute befindet sich statt Wasser in der Regel ein Alkoholgemisch in dem transparenten Röhrchen, das wir Libelle nennen.

 

Wasserwaage wie wir sie heute kennen

Die Wasserwaage durchlief in der Zeit viele Wandlungen, bis sie die endgültige Form annahm die wir heute kennen. Die erste handliche Version entstand am Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie wurde meist aus Holz gefertigt war mit 20-30 Zentimetern recht kurz. In der Mitte befand sich die Libelle. Anhand der eingeschlossenen Luftblase und einer Markierung in der Mitte konnte recht genau abgelesen werden ob sich das auszurichtende Objekt „im Wasser“ befindet. Mit dessen Hilfe konnten Objekte wie Schränke, Regale und Bilder horizontal eben ausgerichtet werden. In den vergangenen einhundert Jahren wurde das Messinstrument immer weiter verfeinert und weiterentwickelt. Inzwischen sind hochempfindliche digitale Modelle erhältlich, mit dessen Hilfe im Millimeterbereich exakt gearbeitet werden kann. Auch die hochmoderne Laser Wasserwaage hat sich bei Handwerkern bereits mehrfach bewährt und bietet dem Anwender eine äußert praktische Lösung ohne Anzeichnung.